NACH DER KÜNDIGUNG DES ERZ. DORFERS, KAMEN MEINE POSITIVEN ERLEBNISSE. ICH FRAGTE UNSEREN HAUSARBEITER - Hr. Hirbek - , OB ICH IHM HELFEN DARF. ER SAGTE SOFORT JA, NATÜRLICH. NUR MUSST DU DEINEN ERZIEHER FRAGEN. ERZ. HRON SAGTE: "WENN ES DIR SPASS MACHT, DANN DARFST DU IHM HELFEN".

ICH WAR DARÜBER SEHR GLÜCKLICH UND FROH, ENDLICH ABWECHSLUNG IM TRIESTEN HEIM-ALLTAG ERLANGT ZU HABEN.

LG ERNESTO

ES WAR IM MÄRZ 1960. ERZ. DORFER WURDE GEKÜNDIGT UND WURDE VON DER POLIZEI ABGEFÜHRT.

DANACH BEKAMEN WIR EINEN NEUEN ERZIEHER, NAMENS HRON. ER ÜBERNAHM DIE GRUPPE 6.

HERR HRON WAR SEHR NETT UND EINFÜHLSAM MIT UNS.

EINES TAGES FRAGTE ICH ERZ. HRON, OB ICH DEM HAUSARBEITER, HR. HIRBEK, HELFEN DARF. ERZ. HRON MEINTE, WENN ES DIR SPASS MACHT, JA! ICH WAR SEHR FROH, DASS ICH FAST JEDEN TAG, NACH DER SCHULAUFGABE, UNSEREM HAUSARBEITER HELFEN DURFTE.

DAMIT WAR ICH FAST VOGELFREI - IM POSITIVEN SINN - UND SEHR GLÜCKLICH.

NACH 3 MONATEN WURDE ICH IN DAS LEHRLINGSHEIM "WEIDLINGAU" TRANSFERIERT. DORT MUSSTE ICH EINE FLEISCHERLEHRE BEGINNEN, SONST WÄRE ICH INS LEHRLINGSHEIM EGGENBURG GEKOMMEN. ICH WOLLTE URSPRÜNGLICH GÄRTNER WERDEN.

NOCH IM SELBEN JAHR, ES WAR DAS JAHR 1960, NAHM MICH MEIN FLEISCHERMEISTER FÜR DIE NÄCHSTEN JAHRE IN SEINER FAMILIE AUF. ICH DURFTE BEI IHM WOHNEN UND BEKAM AUCH MEIN ESSEN. ES WAR EINE WUNDERSCHÖNE ZEIT FÜR MICH. ICH WURDE BEHANDELT, ALS WÄRE ICH DER EIGENE SOHN DER FLEISCHER-FAMILIE.

EUER
ERNESTO

ICH WAR DAMALS 9 JAHRE ALT UND BIN ZUR SCHW. EMMA IN DIE GRUPPE 3 GEKOMMEN. DORT VERBRACHTE ICH CA. 3 JAHRE.

ES WAR EINE POSITIVE ZEIT FÜR MICH. ES GAB KEINE SCHLÄGE UND ES GING MIR GUT. WIR MACHTEN VIELE AUSFLÜGE UND FASCHING WURDE AUCH JEDES JAHR GEFEIERT.

LEIDER HATTE ICH DAMALS UNTERGEWICHT. DAS BEMERKTE AUCH SCHW. EMMA UND SAGTE, SO GEHT ES NICHT WEITER. ZU MITTAGESSEN SETZTE SICH SCHW. EMMA ZU MIR UND GAB MIR LÖFFELWEISE DAS ESSEN LIEBEVOLL IN DEN MUND, SIE MACHTE SICH SORGEN UM MICH. SIE WAR SEHR MÜTTERLICH ZU MIR.

ICH WAR SEHR DANKBAR FÜR IHRE MÜTTERLICHE SORGEN UM MICH - IN EINER ANDEREN GRUPPE HÄTTE ICH NICHT DIESE FÜRSORGE GEHABT. ICH HATTE NACH CA. 1 JAHR WIEDER MEIN NORMALES GEWICHT ERREICHT. DAS HATTE ICH SCHW. EMMA ZU VERDANKEN.

ALS ICH MIT 14 JAHREN AUS DEM KINDERHEIM ENTLASSEN WURDE, BESCHLOSS ICH, SCHW. EMMA ÖFTERS ZU BESUCHEN. SIE WAR WIE EINE MUTTER ZU MIR.

HERZLICHE GRÜSSE VON ERNESTO:

POSITIVER BERICHT AUS DEM HÜTTELDORFER-HEIM:

IM JAHR 1952 WURDE ICH IN DAS KINDERHEIM- HÜTTELDORF ÜBERSTELLT.ICH KAM NICHT SOFORT IN EINE GRUPPE - SONDERN FÜR EINIGE WOCHEN IN DIE KÜCHE ZUR SCHW. PAULA (Gattin vom Direktor Häusler) IN DIE KÜCHE. SCHW. PAULA WAR ZU DIESER ZEIT SEHR NETT UND EINFÜHLSAM MIT MIR.

ES GAB 2 KATZEN UND AUCH HÜHNER HATTEN WIR. SCHW. PAULA VERWÖHNTE MICH SEHR MIT GUTEM ESSEN UND ICH DURFTE IHR AUCH MANCHMAL BEIM KOCHEN HELFEN.

ICH SPIELTE AUCH OFT MIT DEN KATZEN.

NACH CA. 5 WOCHEN WURDE ICH IN DIE GRUPPE 1 ZUR SCHW. MARIA ÜBERSTELLT. DA WAR ES NICHT MEHR SO SCHÖN .

NACH DER KÜNDIGUNG ERZ. DORFER´S, DURFTE ICH DIE LETZTEN MONATE - BEVOR ICH AUS DEM HEIM ENTLASSEN WURDE - FAST JEDEN SONNTAG IN DER PORTIERLOGE, PFORTEN-DIENST MACHEN. ICH MUSSTE ÜBER EIN INTERNES TELEFON DIR. HÄUSLER VERSTÄNDIGEN, WENN JEMAND (ELTERN ODER HEIM-FREMDE) DAS HEIM HEIMGELÄNDE BETRETEN HATTE UND GAB DEN NAMEN DES ZÖGLINGS DURCH, WELCHER VON SEINEN ELTERN ABGEHOLT WURDE, ODER ERSTATTETE BEI IHM MELDUNG, WAS DER "BESUCHER" VON DER HEIMLEITUNG WOLLTE.

ES MACHTE MIR SEHR VIEL FREUDE, DEN EINGETEILTEN DIENST IN DER PFORTE ZU VERSEHEN.

MANCHMAL IST SONNTAGS ZU MITTAG EINE ALTE FRAU INS HEIM GEKOMMEN UND BETTELTE UM EIN ESSEN. SIE BEKAM EINE HEIßE SUPPE UND EINE SCHEIBE BROT. NACH DEM ESSEN-EINNEHMEN MUSSTE ICH DIE PFORTE GUT DURCHLÜFTEN. SIE ROCH SEHR UNGEPFLEGT UND LIEß NACH JEDEM BESUCH IHREN GESTANK IN DER PFORTE STEHEN.

3 MONATE KÜCHENDIENST und PFORTEN-DIENST IM KINDERHEIM HÜTTELDORF WAREN FÜR MICH DIE SCHÖNSTE ZEIT IN DIESEM HEIM.

HERZLICHE GRÜßE

ERNESTO

WEIHNACHTEN IM KINDERHEIM HÜTTELDORF.

AUCH IM HÜTTELDORFER-HEIM WURDE JEDES JAHR WEIHNACHTEN GEFEIERT. ES WAREN MEISTENS 40 KINDER ZU WEIHNACHTEN IM HEIM GEBLIEBEN. DIESE KINDER WURDEN NICHT VON DEN ELTERN ABGEHOLT. ICH ERLEBTE SECHS WEIHNACHTEN.

WIR FEIERTEN DIE WEIHNACHTEN IM SPEISESAAL. DEN GROSSEN TANNENBAUM IM KLEINEN SPEISESAAL SCHMÜCKTEN STIEDRY UND FRAU HELLI GEMEINSAM.

WIR NAHMEN AN DEN TISCHEN PLATZ UND WARTETEN GEDULDIG BIS ALLE KINDER UND DIE ERZIEHER-INNEN SOWIE DAS HAUSPERSONAL SICH IM SPEISESAAL VERSAMMELT HATTEN. DIE TISCHE WURDEN FEIERLICH GEDECKT UND ES GAB WIENER-SCHNITZEL MIT KARTOFFELSALAT, UND ALS NACHSPEISE GAB ES SCHOKOLADEN- PUDDING VON SCHW. PAULA - NUR ZU WEIHNACHTEN - GEMACHT. GESCHENKE GAB ES DAMALS LEIDER - AUS KOSTENGRÜNDE - KEINE. WIR KINDER BEKAMEN EIN SACKERL SÜßIGKEITEN UND ETWAS OBST. WIR WAREN DAMALS DAMIT AUCH ZUFRIEDEN. ...NACH DEM 2. WELTKRIEG WAREN ALLE SEHR ARM.

DIR. HÄUSLER HIELT EINE KURZE ANSPRACHE UND DANN DURFTEN WIR ESSEN UND TRINKEN. ZUM ABSCHLUSS SANGEN WIR GEMEINSAM STILLE NACHT- HEILIGE NACHT. UM 20 UHR WAR NACHTRUHE.

ERNESTO WÜNSCHT EUCH ALLEN

KINDERHEIM-HÜTTELDORF- DANACH.

IN DER FREMDE - ALS EHEMALIGES HEIMKIND - FUSS ZUFASSEN, WAR / IST NICHT EINFACH:

ICH BRAUCHTE JAHRE UM MICH AUSWÄRTS (FÜR MICH DIE FREMDE WELT) ANZUPASSEN. FÜR MICH WAR DER EINDRUCK ENTSTANDEN, DASS MAN MIT MIR MACHTE, WAS ANDERE WOLLTEN. ICH WAR DAMALS SEHR SCHÜCHTERN UND HATTE KEINE EIGENE MEINUNG. SPÄTER HATTE ICH KONTAKT MIT GLEICHALTRIGEN JUGENDLICHEN: NUR SO KONNTE ICH MEINE SCHÜCHTERNHEIT LANGSAM ABLEGEN. WIR GINGEN MITEINANDER KINO-PROGRAMME IN DIE HÄUSER VERTEILEN UND DURFTEN DAFÜR UMSONST IM MAXIM-KINO FILME ANSEHEN. WIR GINGEN AUCH FUSSBALL-SPIELEN UND HATTEN VIEL SPASS DARAN. SO HATTE ICH DANN BALD MEINE SCHÜCHTERNHEIT ABGELEGT. ICH HATTE SCHON MEINE EIGENE MEINUNG UND KONNTE MICH MEISTENS DURCHSETZEN . DIE HÜTTELDORFER-SCHWÄCHE WAR AUSGESTANDEN UND GEHÖRTEN DAMIT DER VERGANGENHEIT AN.

MEIN WUNSCH WAR SCHON IMMER - EIN KLEINES HÄUSCHEN MIT GARTEN. DIESES ZIEL HATTE ICH ERREICHT UND BIN DAMIT GLÜCKLICH UND ZUFRIEDEN BIS AN MEIN ENDE ???
EUER ERNESTO:

Meine Streiche in der Gruppe 3

Wir machten Hausaufgaben und ich sah auf dem Tisch der Schw. Emma einen Schlüsselbund liegen. Als Schw. Emma kurz den Tagraum verließ, kam in mir (und mit mir) ein Lausbub durch. Ich versteckte die Gruppen-Schlüsseln, die auf dem Tisch gelegen hatten, unter einen Kasten. Als sie wieder zurück kam, schaute sie ihren Tisch gründlich ab. Nach kurzer Zeit sagte sie: "Wo ist der Schlüsselbund?" Ich musste innerlich lachen.

Keiner rührte sich. Nach einer weile fragte ich Schw, Emma , darf ich ihnen beim Suchen helfen? Sie sagte, das wäre lieb von dir.

Ernesto suchte eine Weile und fand auch die Schlüsseln. Zur Belohnung bekam ich einige Zuckerln.

Da dachte ich mir , weil es so gut ging, wiederholen wir morgen wieder das "Suchspiel".

Am nächsten Tag war es soweit. Leider hat mich ein Mitzögling verraten. Schw. Emma sagte ich soll das nicht mehr machen. Damit hatte das Schlüssel-Verstecken ein Ende.

Der nächste Streich kam bald wieder: Wenn wir, die Gruppe 3 in den Speisesaal gingen , mussten wir bei einer Wasserleitung (Basena) vorbei gehen. Urplötzlich rann schon das Wasser in voller Stärke aus dem Wasserhahn. Niemand wußte, wieso plötzlich das Wasser geronnen war. Denn ich verhielt mich unschuldig schlechthin.

Ich war immer in der letzten Reihe, da konnte mich keiner sehen und erwischen.

Dieses war der 2. Streich und der 3. folgt zugleich (würde Wilhelm Busch gesagt haben). Wenn Schw. Emma frei hatte, vertrat sie eine andere Erzieherin. Diese hatte die Gewohnheit, jede Stunde den Tagraum zusammen zu kehren und wirbelte dabei den Staub recht munter auf.

Ich dachte mir , so kann es nicht weiter gehen. Als sie wieder zum Kehren anfing , nahm ich klein zerrissernes Papier und streute es hinter ihr unauffällig aus. Dadurch musste sie mehrmals kehren. Dann wurde es ihr zu bunt und schmiss den Besen zur Seite und schrie: Mit mir nicht!"

Somit hatte das Kehren ein Ende. Wir hatten wieder staubfreie Luft. In der Früh kehrte ab nun eine Bedienerin den Tagraum zusammen, während wir das Frühstück im Speisesaal engenommen hatten.


LIEBE GRÜSSE ERNESTO

MEINE 8 GEBURTSTAGE IM KINDERHEIM - HÜTTELDORF
In den 50er Jahren waren die Geburtstagsfeiern sehr bescheiden. An meinem Geburtstag wurde ich von Frau Helli (damals Näherin im Heim) aus meiner Gruppe abgeholt . Wir gingen in die Kanzlei zum Dir. Häusler und klopften an seine Türe an. Eine raue Stimme sagte "hust" und " herein".

Dir. Häusler gab mir seine weiße (so weiß, wie der Arbeitsmantel) Hand und wünschte mir alles Gute zum Geburtstag. Ich bekam von ihm eine große Tafel-Schokolade ( KOCH-SCHOKOLADE ) in meine Hand gedrückt. Juchu - Das war mein Geburtstagsgeschenk. Ich ging dann wieder in meine Gruppe , wo mir auch Schw. Emma alles Gute wünschte. So hatten wir die ganzen Jahre "Geburtstag" gefeiert, und ich durfte die Schokolade mit anderen Kindern teilen.

LIEBE GRÜSSE VON ERNESTO

FASCHINGSFEIER IM KINDERHEIM-HÜTTELDORF
Einmal in der Woche , durfte ich das Kinderheim besuchen. Es war meistens an einen Sonntag, denn ich musste Mo-Sa arbeiten. Es war Fasching und ich durfte mit den Kindern mit feiern. Ich verkleidete mich als Seeräuber und fühlte mich in dieser Rolle sehr wohl. Es wurde auch getanzt , mit dabei war auch Schw. Paula und Puppe (Paula`s Ziehtochter) . Schw. Emma sorgte für Essen und Trinken. Wir hatten alle richtigen Spaß an diesen Faschingssonntag. Zum Schluss sangen wir noch einige lustige Lieder. Somit war der Fasching zu Ende und ich ging wieder nach Hause.

SCHÖNE GRÜSSE ERNESTO